»Botenstoffe ist Stoff für Führungskräfte«
Manchmal reicht ein einziger Blick, ein Wort oder eine Geste, und plötzlich verändert sich etwas in uns. Wir spüren Freude, Ärger, Motivation oder Misstrauen. Doch ist uns nicht bewusst, dass diese inneren Wellen keine Zufälle sind. Es sind Botenstoffe.
Sie sind die stillen Regisseure unseres Alltags:
Dopamin, Serotonin, Cortisol, Oxytocin und Adrenalin.
Kleine biologische Impulse, die Großes bewirken. Sie steuern unser Verhalten, unsere Entscheidungen und letztlich auch unsere Beziehungen. Besonders in der Führung. Denn wer andere führen will, sollte zuerst verstehen, was ihn selbst führt.
Botenstoffe sind seit Jahrtausenden unsere treuen Begleiter. Schon in der Frühzeit des Menschen hatten sie eine klare Aufgabe: Sie sollten uns schützen.
Wenn Gefahr drohte, sorgten Adrenalin und Cortisol dafür, dass wir blitzschnell reagieren konnten – Angriff oder Flucht. Dieses Alarmsystem war überlebenswichtig.
Heute sind wir selten existenziellen Bedrohungen ausgesetzt. Doch unser Körper reagiert immer noch auf ähnliche Weise.
Eine kritische E-Mail, ein Konflikt im Team oder ein voller Kalender lösen die gleichen biochemischen Prozesse aus wie einst der Säbelzahntiger.
Der Unterschied: Damals folgte auf den Stress ein körperlicher Ausgleich, heute bleibt er oft bestehen.
Das bedeutet, unser Umfeld hat sich verändert, unser Körper reagiert jedoch noch immer gleich. Dieses Bewusstsein ist entscheidend.
Wer versteht, dass Stress, Angst oder Druck nichts anderes als alte Schutzmechanismen sind, kann lernen, sie zu regulieren und in positive Energie zu verwandeln.
»Führung beginnt dort, wo du verstehst, was in dir wirkt.«
Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt, sind die Sprache unseres Körpers. Sie übersetzen Gedanken in Gefühle und Gefühle in Handlungen.
Wenn wir uns freuen, flutet Dopamin unser System. Wenn wir Vertrauen spüren, aktiviert sich Oxytocin. Wenn wir Stress erleben, schüttet unser Körper Cortisol aus.
Jeder dieser Stoffe beeinflusst unsere innere Haltung und damit unser Verhalten zu anderen. Führungskräfte, die dies verstehen, erkennen: Emotionale Intelligenz beginnt nicht im Kopf, sondern im Körper.
Ein Meeting kann durch einen einzigen Satz kippen oder zu einem inspirierenden Moment werden. Ein Tag kann durch einen kurzen Augenblick wunderschön oder zum Vergessen werden. Ein Team kann in Angst erstarren oder in Begeisterung aufblühen. Die Situation, der Moment entscheidet, welche Botenstoffe gerade aktiviert werden.
· Adrenalin entsteht in Momenten von Überraschung, Gefahr oder Druck. Es schärft Sinne und versetzt uns blitzschnell in Handlungsbereitschaft.
· Cortisol entsteht durch Druck, Kontrolle und Unsicherheit. Es macht wachsam, aber auch misstrauisch.
· Dopamin entsteht durch Anerkennung, Fortschritt und Neugier. Es fördert Motivation und Lösungsorientierung.
· Oxytocin entsteht durch Vertrauen, Zugehörigkeit und Nähe. Es stärkt Bindung, Empathie und Zusammenhalt.
· Serotonin entsteht durch Stabilität und Wertschätzung. Es sorgt für innere Ruhe, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.
Wenn wir verstehen, dass jeder Moment eine innere Reaktion auslöst, lernen wir bewusster zu führen.
»Was du fühlst, führt – ob du willst oder nicht.«
Die gute Nachricht: Wir sind unseren Botenstoffen nicht ausgeliefert. Wir können sie beeinflussen – durch Haltung, Sprache und Verhalten.
· Wertschätzung steigert Dopamin.
· Ehrliche Gespräche fördern Oxytocin.
· Klare Entscheidungen senken Cortisol.
· Kreative Herausforderungen aktivieren Adrenalin und Serotonin in gesunder Balance.
Das bedeutet: Wenn wir respektvoll kommunizieren, wohlwollend handeln und ein offenes Ohr füreinander haben, tuen wir uns selbst hormonell etwas Gutes – und stärken gleichzeitig das Miteinander.
Wer versteht, wie diese inneren Prozesse wirken, kann Kultur gestalten. Denn Kultur entsteht nicht auf Papier, sondern zwischen Menschen.
Führung ist mehr als managen und coachen. Sie ist mehr als Strategie, Kontrolle und Zielerreichung.
Wer führen will, muss zuerst sich selbst führen. Das beginnt mit dem Bewusstsein für die eigenen inneren Boten(stoffe) – jene Impulse, die unser Denken, Fühlen und Handeln unbewusst steuern. Erst wenn wir lernen, auf Reize nicht nur zu reagieren, sondern diese bewusst zu regulieren, entsteht echte Selbstführung.
Führungskräfte, die ihre inneren Mechanismen verstehen, gestalten Umfelder, in denen Menschen sich sicher, gesehen und motiviert fühlen. Sie steuern nicht nur Prozesse, sondern Emotionen – und damit Energie. Diese Energie ist es, die Organisationen lebendig macht.
Markenkultur beginnt dort, wo Führung Haltung zeigt. Wo Vertrauen wichtiger ist als Druck. Wo Sicherheit Raum für Kreativität schafft.
Wo Menschen spüren: Hier darf ich echt sein.
Botenstoffe sind die unsichtbare, noch unbewusste Grundlage dafür. Sie verbinden Biologie mit Kultur.
Wer sich selbst kennt, kann andere besser verstehen. Wer erkennt, was in ihm arbeitet, kann bewusst gestalten statt unbewusst zu reagieren.
Dadurch werden Beziehung ermöglicht – mit sich selbst und mit anderen. Denn Beziehungen entstehen nur dort, wo echte Verbindungen möglich sind.
Jede Führungskraft trägt ein eigenes System aus Signalen, Impulsen und Reaktionen in sich.
Die entscheidende Frage lautet: Bist du dir deiner inneren Mechanismen bewusst – oder wirst du von ihnen gesteuert?
Denn Führung beginnt im Inneren. Wer dort Klarheit schafft, verändert die Welt im Außen.
„Botenstoffe ist Stoff für Führungskräfte“ bedeutet, sich selbst zu erforschen – die eigenen Muster, Trigger und Emotionen zu verstehen. Nur wer sich selbst führen kann, kann andere bewusst, empathisch und erfolgreich führen. Das ist die Grundlage einer lebendigen Markenkultur.
Vielen Dank fürs Lesen.
Euer Florian.
#heartwork
Illustrationen von Eva Ringer